Am Sa. 1. April 21:30 lade ich aus familiären, kulturellen und politischen Gründen zu einem fröhlich-traurigen Abend in Emmen am See ein. Viel zu bedauern, viel zu feiern. Laura Sirani (im Bild), die einige von euch seit meinen legendären „Unser aller Geburtstage“ unter dem Mammutbaum kennen, wird Mina Covers live singen! Ich feiere die fröhliche Italianita, die durch meine Mutter (im „Verleugneten“) den Weg in mein Leben gefunden hat. Wenn ich Italienisch höre und spreche, bin ich glücklich. E amore.
Ich hoffe sehr euch begrüssen zu dürfen und mit euch einen unvergesslichen Abend verbringen zu dürfen. 1. April, keine Scherze!
Herzlich
Christof
PS: Update 24.3. Das Abendessen wird nun doch auch zum Leidmahl. Wie traurig: Pächterin Gabriela hört per Ende Juli. Umso grösser wird die Nachfrage sein am 1. April. Und: Nur bedauern und trauern? Nicht nötig. Wir werden auch singen und tanzen, va bene?
Sa. 1. April 17:30
Der bewegende Dok-Film von Beat Bieri mit dem dem Soundtrack von Albin Brun und Christina Brunner, berührt mich besonders. Meine Mutter (1927-2022), Tochter einer italienischen Immigrantin wuchs legal in Schaffhausen und Luzern auf. Wie kam es dazu, dass die „ausländische Mutter“ ihre Kinder nicht verstecken musste? Maria heiratete 1922 einen soliden Schweizer Fabrikarbeiter, der die Identität seiner „Tschingge zu Hause“ verborgen hielt. Italienisch durfte nicht gesprochen werden ausser Hause. Die Muttersprache Italienisch wurde verleugnet und im Alltag nicht gesprochen. Die Familie wählte den Weg der kulturellen Anpassung. Als meine Mutter 1953 in Luzern einen Emmer heiratete (meinen Vater), traf sie auf bürgerliche Schwiegereltern, die nichts mit ungebildeten Spaghettifressern am Hut haben wollten. Dies prägte die frühe Ehe meiner Eltern: Eine Romeo und Julia Geschichte. Die Väter: so unterschiedlich: Hier ein einfacher, fleissiger Sozi in der Metallfabrik, dort ein gebildeter, machtbewusster Liberaler, Oberstleutnant, Oberlehrer, Gemeinderat.
Wir lebten als Deutsch-Schweizer Familie in den 60-er Jahren in Chiasso und fuhren in die Sommerferien mit einem Fiat 1800 über den Gotthardpass nach Sörenberg. Dafür brauchten wir damals via Serpentinen der Tremola etwa 7 Stunden. Das Gotthardtunnel wurde erst später gebaut und zwar vor allem von italienischen und spanischen Stagionali, die deswegen ihre Familien 9 Monate im Jahr nicht sehen konnten. Ausser sie wählten gegenüber dieser unwürdigen Gesetzgebung eine illegale Lösung. Dafür brachten sie Frau und Kind in die Schweiz, dem Land der verbotenen Kinder…und versteckten sie zu Hause. Davon handeln die berührenden Erzählungen der inzwischen erwachsenen und meist gut integrierten italienischen Kindern.
Es war ein hoher Preis für viele südländische Familien. Und ein wunderbares Geschenk für Europa. Ich bedaure die Umstände der Entstehung des Gotthard-Tunnels. Ich feiere die heutige halbierte Fahrzeit vom Südtessin ins Entlebuch (gute 3h mit ÖV oder Auto)
Traurig-schöner Dok des Luzerner Filmers Beat Bieri, danke! Ich freue mich, dich persönlich kennen zu lernen. Und dir meine Freunde aus Brescia vorstellen zu dürfen!